Ein Kloster öffnet sich der Welt – aber nicht allerweltsartig. Wenn in den Räumen, dem Kreuzgang, dem Refektorium, dem Konventsaal, in den Zimmern jetzt seit zehn Jahren Menschen ein und aus gehen, die keine Kutte tragen und keinem Orden angehören, so sind diese Menschen doch in einer unsichtbaren Gemeinschaft miteinander verbunden: Sie wissen, an welchem Ort sie zu Gast sind, sie sind empfänglich für den genius loci und das Angebot, das sie dort erreicht. Sich öffnen heißt alles andere als beliebig nach Öffentlichkeit zu streben und von dieser auch nicht beliebig wahrgenommen zu werden.
Andererseits: Öffentliche Wahrnehmung braucht ein Kloster, wenn es als Begegnungsstätte auch wirtschaftlich geführt werden muss.
So wurden die Gehversuche, sich neu zu positionieren, zu behaupten und vor allem auch weiter zu entwickeln, schließlich unter dem Schutz und Schirm der Malteser, dazu das Engagement des Vereins der Freunde, die Sanierungsarbeiten und der Denkmalschutz dieses einzigartigen und auch kulturhistorisch bedeutsamen Schatzes, den das Kloster darstellt – eben all das auch von einem angemessenen Presseecho begleitet. Das soll man nicht unterschätzen. Denn das Angebot des Klosters soll auch dahin trans-portiert werden, wohin der eigene Arm nicht immer reicht. Das kann im wahrsten Sinne des Wortes auch segensreich sein. Einkehr und Öffnung sind da die beiden Seiten einer Medaille. Wie gut also, dass man das Ritterstift St. Peter und seine Kirche besuchen kann, wenn man hier nicht nur Besinnung, Erkenntnis oder einfach nur Ruhe, Hilfe oder Gemeinschaft in den vielen Formen des Angebotes sucht, sondern auch an dessen Quellen geht, aus denen man sozusagen ohne Anlauf schöpfen kann.
Die Klostergespräche sind so ein Beispiel. In der Kirche sitzen und jemandem zuhören, der etwas zu sagen hat und das auch mitnehmen. Wie sich hier das Kloster der Welt öffnet, zeigen die unterschiedlichsten Referenten , z. B. Politiker, die hier erleben, dass ein Kloster auch für ihr Geschäft etwas bieten kann, das weit über eine romantische Kulisse hinausreicht. MdB und Staatsminister im Auswärtigen Amt, Michael Link, z. B. war hier zu einem Klostergespräch geladen und so vom Geist des Ortes angetan, dass er das Ritterstift für das politischhochkarätige Zusammentreffen des Weimarer Dreiecks wählte. Den Europaministern und den Botschaftern von Frankreich und Polen etwas vom Benediktinischen Geist in die Tagespolitik mitzugeben, das ist von ihnen, so ihre Bekun-dungen, als außergewöhnlich, inspirierend und positiv empfunden worden. Ob es lange vorhält? In Erinnerung dürfte ihnen das Kloster Bad Wimpfen sicher als ein Ort bleiben, an dem sich die Tugenden und Werte des christ-lichen Abendlandes spürbar mitteilen. Das hat sich auch in der Berichterstattung und damit in der öffentlichen Wahrnehmung niedergeschla-gen. Sich der Welt öffnen, das heißt übrigens auch, sich dem digitalen Zeitalter zu öffnen, z. B. mit einer eigenen Homepage, sozusagen als barrierefreier Zugang für Menschen, die sich der Kirche und einem Kloster zunächst befangen oder unsicher nähern.
Eine der schönsten Arten, Öffentlichkeit im Kloster herzustellen, sind die himmlischen und irdischen Töne bei Klassik im Kreuzgang. Dass die Konzerte so gut besucht sind, hat sich herumgesprochen und auch „herumgelesen“. Der Cellist Georg Oyen, der die letzten Konzerte, vorwiegend mit Musikern des Württembergischen Kammerorchesters Heilbronn und bewusst thematisch gestaltet, sagt: Der Kreuzgang des Klosters Wimpfen verbindet in idealer Weise die Atmosphäre und Akustik eines Sakralraums mit dem Flair von Open-Air-Locations. Der Zugang durch die beeindruckende Klosterkirche, die vielfältigen Beleuchtungsmöglichkeiten der Kreuzgang-Arkaden, der meditative Klostergarten als Pausengalerie: All dies spielt dem Wunsch von Ausführenden und Zuhörern nach einem unvergesslichen Konzerteindruck in idealer Weise in die Hände. So ein einzigartiges Ambi-ente fände man sonst nirgendwo im regionalen Raum.
Dem Ritterstift und damit auch dem Verein seiner Freunde ist zu wünschen, dass die wohl-wollende und nicht allzu lautstarke Begleitung all dessen was sich hier tut, auch weiter so fortsetzt, angemessen den Menschen, die heute hier tätig oder Gast sind und angemessen der großen Geschichte dieses Ortes.
Brigitte Fritz-Kador,
freie Journalistin