Zehn Jahre sind es her, dass der Verein der Freunde des Klosters im Bad Wimpfener Tal gegründet wurde. Gottlob hatte ich eine gewisse Erfahrung in diesem Geschäft durch die Gründung eines ähnlichen Vereins für die Abtei Neuburg. Es galt, Personen zu finden, die den Anfang machten. Durch die Vermittlung der Mönche und anderer Orts-kundiger gelang es in wenigen Monaten, die notwendige Anzahl an Gründungsmitgliedern anzuwerben und eine Vereinssatzung zu ent-werfen. Unter dem Vorsitz von Hans Hambü-cher und durch den unermüdlichen Einsatz von Dr. Richard Hilbert als Schriftführer kam die Arbeit des Vereins schnell ins Rollen. Die Resonanz, die seine Gründung fand, bestätigte meine Vermutung, dass das Kloster einen starken Rückhalt in Stadt und Region hatte. Damit war eine Einrichtung geschaffen worden, die das Kloster in den zurückliegenden Jahren auf vielfältige Weise mit gestaltet und getragen hat. Da dies an anderer Stelle in diesem Heft ausführlicher geschildert wird, beschränke ich mich hier auf einen großen Dank an alle, die bei der Gründung mitgeholfen und die Last der Verantwortung über die Jahre mit bewun-dernswertem Engagement getragen haben. Hier sei mir nur noch ein kurzer Rückblick auf die Entwicklung des Klosters seit 2001 gestattet. Vor zwölf Jahren wurde mir am Ende der Amtszeit von P. Odo Kiefer neben der Abtei Neuburg die Verwaltung der Abtei Grüssau zu Bad Wimpfen übertragen. Das fiel mir aus ver-schiedenen Gründen nicht schwer. Zum einen hatte meine Familie schon in Schlesien engen Kontakt zur Abtei Grüssau und ihrem Abt Al-bert Schmitt gepflegt. Diese Verbindung wurde nach der Vertreibung auf das neue Domizil der Mönche in Bad Wimpfen übertragen, wo sich die schlesischen Malteser und katholischen Edelleute immer am Palmsonntagwochenende zu einer religiösen Arbeitstagung trafen und bis heute treffen. Der andere Grund, weshalb sich meine Administratur nahe legte, war die räumliche Nähe unserer beiden Klöster. Schon immer hatten wir eine gute Nachbarschaft ge-pflegt. Man kannte sich bereits. Bad Wimpfen ist von Heidelberg aus in einer knappen Stunde gut zu erreichen.
Als ich die Verantwortung von dem kleinen Wimpfener Konvent übertragen bekam, ahnte ich nicht, wie oft ich diese Strecke im Laufe der kommenden Jahre unter die Räder nehmen sollte. Zuerst lebten noch vier Mönche dort; sehr bald waren es aber nur noch zwei. Durch die Emeritierung von Weihbischof Dr. Franziskus Eisenbach, mit dem ich seit meinen Freiburger Studienjahren befreundet bin und seine Ernennung zum Pfarrer von Bad Wimpfen, ergab sich eine neue Perspektive. Wir träumten von einer neuen Art von Gemein-schaft im alten Ritterstift, in der Priester und Laien zusammen den geistlichen Ort erhalten und gestalten sollten. Einige Jahre haben die Mönche mit Weihbischof Eisenbach, dem Ehe-paar von Lengerke und anderen durchgehalten. Am Ende mussten wir aufwachen und uns eingestehen, dass es aus verschiedenen Gründen so nicht ging. 2006 verließen die Mönche das Kloster, um sich anderen Gemeinschaften an-zuschließen. Inzwischen war das Kloster 2004 der Abtei Neuburg angegliedert worden. Nun waren diese Gemeinschaft und ihr Abt für seine weiteren Geschicke verantwortlich.
Damals gelang es, den Malteserorden für das Ritterstift zu interessieren. Die folgenden Ver-handlungen, in die auch die Diözese Mainz ein-bezogen wurde, führten zu einer probeweisen Übernahme des Klosters auf fünf Jahre durch die Malteser. Nach einigen Startschwierigkeiten konnte sich das Kloster auf neue Weise als geist-liches Zentrum für den Malteserorden und die Region etablieren. In naher Zukunft wird das Bistum Mainz die Immobilien übernehmen, während die Malteser für die inhaltliche Prä-gung des Klosters verantwortlich sein werden. Damit trennen wir Benediktiner uns endgültig von diesem traditionsreichen und einmaligen Ort. Wir sind froh, dass sich eine gute Lösung gefunden hat; aber ein halbes weinendes Auge ist auch dabei.
Franziskus Heereman OSB
Abt von Neuburg und Grüssau